Nicht weniger als 38 Jahre lag der letzte Aufenthalt in Bangkok zurück. Der nunmehrige erneute Besuch im leider allzu heißen März war in mehrfacher Hinsicht überraschend.
Voran gingen einige ebenso schweißtreibende Tage in Siem Reap (Kambodscha) mit einer erstmaligen Besichtigung der Ruinen in Angkor, die trotz ihres beklagenswerten Zustands und des Ansturms vieler Touristen noch immer beeindruckend sind. Letzteres gilt insbesondere für den Bayon Tempel (Abbildung, Südtor), den König Yayavarman VII. , der den Hinduismus in Kambodscha durch den Buddhismus ersetzte, im 12./13. Jahrhundert errichten ließ. Auch das Angkor National Museum in Siem Reap ist sehenswert.
Die schon damals große, aber gemütliche thailändische Hauptstadt, in der an jeder Ecke Thaimamas freundlich Suppe auf schwarzen Kanonenöfen bereiteten und Restaurants ohne feste Gebäude, beispielsweise unter Straßenbrücken, günstig erlesene thailändische Speisen kredenzten, ist inzwischen einer Ansammlung gewaltiger Hochhäuser gewichen, zwischen denen kleine mehr oder weniger attraktive Gebäude älteren Datums ihr Dasein fristen. Das prächtige Wat Arun am Fluss Chao Praya, der Bangkok durchzieht, erscheint unter den Hochbauten mittlerweile zwergenhaft. Sogar das traditionsreiche Hotel „Mandarin Oriental“, in dem schon Somerset Maugham weilte, wurde inzwischen durch ein Hochhaus am einem Flussufer sowie eines mit vermieten Wohnungen auf dem anderen ergänzt,
Umtost werden die Giganten von heftigem, häufig gestautem Autoverkehr, der die früher zahllosen Motorroller und Tuk-Tuks weitgehend verdrängt hat. Die von den riesigen Hotels am Ufer des Chao Praya genutzten, malerischen Dschunken, die Gäste von einem ans andere Flussufer bringen, erinnern an frühere Zeiten. Und bei einer Klongfahrt durch die Seitenflüsse des Chao Praya kann man man zwar zahlreiche schöne Wats betrachten, aber kaum noch Einheimische, die mit dem Wasser leben, darin baden und ihre Wäsche waschen.
Auch Mönche in ihren charakteristischen orangefarbenen Gewändern sieht man nur noch gelegentlich – wie überhaupt die buddhistische Prägung der Bevölkerung zugunsten eines mehr westlich geprägten Lebensstils abgenommen hat. Dieser zeigt sich auch daran, dass viele der ehemals typischerweise zierlichen Thais zwar nach wie vor äußerst freundlich sind, das aber aus gewachsener Leibesfülle.
Die großen Sehenswürdigkeiten Bangkoks wie der Königspalast und das Wat Pho, die einst bei erträglichen Temperaturen in aller Ruhe genussvoll, ja meditativ, besichtigt werden konnten, sind unverändert herrlich, aber von Touristenscharen aus aller Herren Länder belagert. Nichts anderes gilt für das (leider inzwischen durch museale Vitrinen mit allerlei Kleinkram ergänzte) Kleinod Jim-Thompson-Haus, das nur noch in geführten, alle paar Minuten startenden Gruppen besichtigt werden kann. Weniger überlaufen ist das wunderbare Nationalmuseum, das beeindruckende Buddhafiguren aus allen wesentlichen thailändischen Stilepochen nebst gelungenen Beschreibungen zeigt (siehe die Abbildung in Boskop).
Zu spät – aber immerhin – beendet ist der frühere Aderlass in Gestalt von alten – nicht selten unter Beschädigung von Baudenkmälern oder aus Tempeln gestohlenen – Abbildungen des Buddha aus Thailand, Burma (Myanmar) und Kambodscha, die von Antiquitätenläden in Bangkok angeboten wurden und unschwer von Thailand in den Westen verbracht werden konnten.
Es folgte der letzte Teil der Reise, auf der Insel Kho Lanta ganz im Süden von Thailand, wo bereits viele Muslims leben. Die aus Erfahrungen in Norddeutschland abgeleitete Hoffnung, am kühlen Meer wehe eine frische Brise, trog gründlich. Wind und Meer im Süden von Thailand sind im März heiß und warm, und fast ebenso warm war das Wasser in den Pools des ansonsten wunderbaren Resorts „Pimalai“ knapp über Malaysia. Verlässt man die Anlage und sucht ein muslimisch geführtes Lokal auf, wird der Unterschied zwischen Thai und Muslims in Sachen Freundlichkeit ebenso schmerzhaft deutlich wie in Muslim-Läden im Flughafen von Krabi.
Fazit: Wer sich nach Asien begibt, insbesondere nach Kambodscha und Thailand, wird noch immer durch vielfältige Eindrücke belohnt, sollte aber statt des März, in dem das Thermometer tagsüber bei hoher Luftfeuchtigkeit regelmäßig 35 bis 37 Grad Celsius erreicht, Monate wie November, Dezember oder Januar wählen, in denen die Temperaturen erträglicher sind. Die Erderwärmung hat auch vor Asien nicht halt gemacht.
Es handelte sich übrigens um die erste Fernreise des Autors nach mehr als zwei Jahrzehnten Urlaub ausschließlich in Deutschland, weshalb die damit verbundenen Bedenken wegen der Klimakrise ausnahmsweise zurückgestellt wurden.