Nach einem landläufigen Vorurteil werden in den deutschen Tageszeitungen nur schlechte Nachrichten veröffentlicht, nicht zuletzt über Kriege, andere Morde, Korruption und sonstige Raffgier, so dass der arglose Leser gar meinen könnte, der Mensch als solcher sei vom Übel. Wie sehr die Zeitungen indes auch über Positives und Hoffnungsträchtiges berichten, zeigt eine Meldung der Süddeutschen Zeitung, wonach Bodo Ramelow in einem etwaigen dritten Wahlgang nur eine einzige zu seinen Gunsten abgegebene Stimme braucht, um Ministerpräsident Thüringens zu werden.
Hier zeichnet sich metaphorisch gesprochen eine güldenes Werkzeug ab, vermittels dessen mit einem Hieb zwei hässliche Fliegen erledigt werden können: Zum einen die schrumpfende Legitimität von Wahlergebnissen angesichts der zunehmenden Wahlmüdigkeit des deutschen Michels, der inzwischen begriffen hat, dass zumindest auf Bundesebene bis auf weiteres realiter nur noch die Babuschka Merkel-CDU/CSU zur Wahl steht, in der je nach Einzelfall die SPD, die GRÜNEN u.s.w. brav verpuppt sind und emsig an der Vermögensmehrung der Wohlhabenden mitarbeiten, und zum anderen die weitgehend leeren und verwahrlosten, letzten Nester des Widerstandes deutscher Politiker gegen die allmächtige Wirtschaft.
Gelänge es, durch eine – selbstredend von Lobbyisten der Wirtschaft formulierte – Gesetzgebung, die Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen zukünftig jeweils nur noch einem Wähler anzuvertrauen, der dann systemgerecht von der Wirtschaft gekauft werden und die Stimmen entsprechend auf die Parteien verteilen würde, läge die Beteiligung an allen Wahlen bei herrlichen 100 %, die deutsche Demokratie wäre endlich gänzlich widerstandslos marktkonform, und die bisherigen weiteren Wahlberechtigten würden zusätzliche Zeit für den Erwerb eines noch größeren Fernsehers gewinnen – ein wunderbares Ergebnis, zu dem eine kleine Zeitungsmeldung beigetragen hätte.