Obwohl die CDU/CSU, also Angela Merkel, die Qualitäten Joachim Gaucks schätzt, benannte sie den zu jungen „Schwiegersohn“ Christian Wulff als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Merkel tat dies, um sich eines weiteren innerparteilichen Konkurrenten zu entledigen – und weil sie vermutlich zu Recht erwartet, dass Wulff ein für sie bequemer, unkritischer Präsident sein wird. Es ging der hemmungslosen Taktikerin also wie so oft wieder nur um ihren Machterhalt. Die FDP, also (vorläufig noch) Guido Westerwelle, nahm all das widerstandslos hin. Sie (er) rutscht weiterhin ungebremst in die Bedeutungslosigkeit ab.
Obwohl ein Gegenkandidat allenfalls mit Unterstützung der Linken durchgesetzt werden konnte, was der verheerenden Regierungskoalition endlich ein absehbares Ende gesetzt hätte, führten die SPD und die Grünen keinerlei Gespräche mit der – immerhin demokratisch legitimierten ! – Linken über einen gemeinsamen Kandidaten. Stattdessen stellten sie Joachim Gauck als Gegenkandidaten auf. Es genügte ihnen, der schwarz-gelben Koalition damit weitere Schwierigkeiten zu bereiten, aus denen sie sich eigene Vorteile erhofften.
Mit der Benennung der chancenlosen Luc Jochimsen als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten verhinderte die Linke, dass Joachim Gauck im ersten Wahlgang gewählt wurde, obwohl dieser ihren Überzeugungen weit eher entsprach als Christian Wulff. Als Jochimsen ihre Kandidatur vor dem dritten Wahlgang zurückzog, empfahl die Führung der Linken „ihren“ Wahlmännern sichtlich beleidigt, sich der Stimme zu enthalten – eine Empfehlung, die offenbar weitgehend befolgt wurde. Auf diese Weise unterstützte die Linke Christian Wulff.
Im Ergebnis wurde Christian Wulff gewählt, obwohl er fraglos der weniger geeignete Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten war und die Mehrheit der Bevölkerung ihn aus guten Gründen nicht wollte.
Einmal mehr wurden wir Zeugen einer politischen Groteske, aufgeführt von einer Truppe verantwortungsloser Autisten, die ohne Rücksicht auf Wohl und Wille des Wahlvolkes nur ihre eigenen Interessen verfolgen. Der Rückhalt der deutschen Politiker in der Bevölkerung muss so immer mehr schwinden.
Eine Demokratie setzt wählbares Personal voraus. Es steht nicht gut um die deutsche Demokratie.