So ist das also: Der im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Frankreich vergrabene Teilchenbeschleuniger LHC („Large Hadron Collider“) beschleunigt Bündel von Protonen auf die bemerkenswerte Geschwindigkeit von 301185 Kilometer pro Sekunde und lässt sie dann zusammenstoßen wie zwei Züge einer Modelleisenbahn. Das Ergebnis ist, wer wollte es bezweifeln, pure Energie, aus der gemäß Einsteins Formel E=mc2 allerlei entstehen kann, und darum geht es: Die Trümmer des Zusammenstoßes sollen die verbleibenden Rätsel der Physik lösen, uns zum Beispiel endlich die überfällige Gewissheit darüber verschaffen, was unmittelbar nach dem Urknall geschah.
Wie schwer fällt es uns technischen Laien dagegen, die Protonen in uns morgens, nach dem gnadenlosen Getöse des Weckers, auch nur geringfügig zu beschleunigen! Wie zäh kleben schon bald die Teilchen aus der Bäckerei unweit des Büros zuerst an den Fingern und dann an den Zähnen! Und muss uns der Urknall nicht schnuppe sein, solange wir nicht einmal verstehen, wie ein deutscher Fahrkartenautomat funktioniert? Ach, wären wir doch Physiker, dann ginge in unserem Leben bereits morgens alles wesentlich einfacher und schneller, und wir könnten uns auf darauf freuen, endlich die Rätsel des Universums zu lösen, statt unweigerlich mit dem täglichen Kantinenessen zu kollidieren!
Genug der Ausrufungs- und Fragezeichen. Denn bei allem Jammer sollten wir nicht vergessen, dass die von vielen vorausgesagte Katastrophe ausgeblieben ist. Es haben sich beim Betrieb des LHC – zumindest bisher – keine schwarzen Löcher aufgetan, in die Mutter Erde abgetaucht ist, und sie ist auch nicht auf Walnussgröße zusammengeschnurrt. Letzteres wäre ja auch für die Bedeutenden dieser Welt verheerend, denn wer mag sich schon mit einer so extrem relativ gewordenen Größe zufrieden geben?