Berlin wird für Provinzler wie Münchner wohl immer ein rätselhaftes Gomorra bleiben. Beispielsweise amtiert dort als regierende Bürgermeisterin noch Franziska Giffey, die jedoch offenbar entschlossen ist, die SPD zum Juniorpartner einer Koalition mit der CDU zu degradieren, obwohl sie in der Lage wäre, die erst im Dezember 2021 gebildete Koalition mit den Grünen und der Linken regierend fortzusetzen – als ob sie nicht wüsste, wie rückwärtsgewandt die CDU und wie undankbar die Rolle des Zweiten ist.
Zwar hat die CDU bei der wiederholten Berliner Wahl die meisten Stimmen erhalten, aber primär von den Älteren in den Außenbezirken. Die jüngeren Berliner Wähler haben sich mehrheitlich für die SPD, die Grünen und die Linke entschieden; sie wollen sichtlich einen Aufbruch in ein fortschrittliches und – etwa durch die Vergesellschaftung großer Immobilienkonzerne – ein sozialeres Berlin. Dafür steht Frau Giffey jedoch zu wenig. Die von ihr im Interview mit der Süddeutschen Zeitung genannten Gründe für eine Koalition mit der CDU sind denn auch gelinde gesagt dünne und für die SPD schlicht dumm; tatsächlich dürften sie vor allem darin liegen, dass Franziska Giffey im Herzen konservativ ist und sich mit der CDU daher wohler fühlt.
Ähnlichkeiten mit dem Denken und Verhalten des Olaf Scholz, der die Ampel-Grünen immer wieder im schwarzen Regen der FDP stehen lässt, sind leider nicht zufällig.