Der Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen überziehende Lockdown war für die Politik eine relativ einfache Übung, zumal er im Einklang mit der Opposition und den Medien erfolgte und die einzelnen Maßnahmen kaum auf ihre Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit und damit ihre Übereinstimmung mit dem Grundgesetz überprüft wurden; leider wurden bisher nur einige Grundrechtsverstöße von Verwaltungsgerichten und vom Bundesverfassungsgericht zumindest partiell aufgehoben.
Wesentlich schwieriger als der anfängliche undifferenzierte Hammerschlag ist nun die allmähliche Lockerung der Beschränkungen, zumal inzwischen viele Betroffenen intensiv um mehr Freiheit bemüht sind. Zudem hat die Berliner Opposition, vor allem die FDP, ihre unbedingte Gefolgschaft inzwischen eingestellt, und die im Bereich der Infektionsabwehr entscheidungsbefugten Länder gehen unterschiedliche Wege, wobei im Verhältnis Bayern/NRW offen bleibt, inwieweit Profilierungen in Sachen Kanzlerkandidatur eine Rolle spielen. Die Proteste der Kanzlerin verhallen dabei ungehört.
Schon bevor es ihr nicht gelang, Volker Kauder erneut auf den Sessel des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden zu heben, war Angela Merkels Stern in Deutschland gesunken, und seit ihrer Erklärung, bei der Bundestagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren, ist ihr Machtverlust fast vollständig. Schien es zu Anfang der Corona-Krise, sie könne sich noch einmal zur Mutter der Nation aufschwingen, entpuppte sich dieser Eindruck schnell als Strohfeuer. Und die Kanzlerin ist ja wahrlich nicht die einzige lame duck im Bereich der Großen Koalition, an denke nur an die Parteivorsitzenden der CDU und der SPD.
Eins hat Angela Merkel zutreffend vorausgesagt: Dass die mühsam erreichte Vorsicht der Bürger schnell wieder verantwortungsloser Sorglosigkeit weichen würde. Karl Lauterbach berichtete heute in ntv, dass viele in Berlin die dringend notwendigen Abstände voneinander schon nicht mehr einhalten, und in München sieht es nicht besser aus. Niemand kann aber wünschen, dass die Zahl der Infektionen wieder exponentiell wächst und die Politik zum Lockdown zurückkehrt. Der tut allen weh, nicht zuletzt den vielen Armen, ihren Kindern, den Alten, den kleinen Gewerbetreibenden sowie Selbstständigen und der Wirtschaft (einschließlich der Arbeitnehmer) generell!
Daher unser sehr ernst gemeinte Appell, zwecks Eindringlichkeit in Duzform: Haltet genügenden Abstand voneinander (mindestens 1,5m, besser 2m), tragt in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln saubere Masken und sorgt auch dort wo möglich für Abstände, wascht gründlich die Hände, wenn Ihr wieder zuhause eintrefft und fasst Euch vorher nicht ins Gesicht! Man kann all das ja ohne weiteres lernen oder fortführen. Und, gerichtet an die Eltern Jugendlicher: Schärft Euren Kindern ein, ebenfalls verantwortliches Verhalten im vorstehenden Sinne zu zeigen! Dieses Virus ist unverändert eine zähe, für viele Mitmenschen tödliche Bedrohung!