Auch die Entscheidung, der Ukraine 14 Exemplare des Leopard 2 zu liefern und der Abgabe des Panzers durch andere Staaten zuzustimmen, hat Olaf Scholz sich nicht leicht gemacht. Dies zu kritisieren, ist allzu leichte Kost. Das Bestreben des Bundeskanzlers, sich vor jedem größeren Schritt eines vergleichbaren Vorgehens des US-Präsidenten zu vergewissern, erscheint allerdings eher kurzatmig.
Joe Biden wird kaum eine zweite Amtszeit vergönnt sein, und nach seinem Rückzug wird vermutlich ein Republikaner seine Stelle einnehmen. Die „Grand Old Party“ ist jedoch in übler Verfassung und in Sachen Ukraine sowie NATO gelinde gesagt ein unsicherer Kantonist. Donald Trump hat die Lieferung von Abrams-Panzern durch die USA ja bereits beanstandet.
Nun rächt sich, dass Europa, das mit Frankreich und Großbritannien immerhin über zwei Atommächte verfügt, nie zu einem effektiven Verteidigungsbündnis gefunden hat. Scholz hat daher vernünftigerweise keine andere Wahl, als bis auf weiteres auf eine jeweilige Abstimmung mit den USA zu setzen. Er ist darum nicht zu beneiden. Dies umso mehr, als die Ukraine nun – wie nicht anders zu erwarten war – prompt auch Kampfflugzeuge fordert, das Leiden des Kanzlers also kein absehbares Ende hat.
Nur eine – allerdings böse – Fußnote besteht darin, dass die Korruption in der Ukraine unverändert blüht und sich auch auf die Verwendung ausländischer Hilfszahlungen zugunsten der Ukraine seit Kriegsbeginn erstreckt. Sie bedarf eines besonderen Grades der Verkommenheit, gegen die Wolodimir Selenskij offenbar wenig ausrichten mag oder kann.