Die Märkte wurden entfesselt, und nun fesseln sie uns samt unserer moralischen Kompetenz. Wir sollten uns dafür schämen, dass Putins durch nichts gerechtfertigter, grausamer Krieg nicht zuletzt um der deutschen Wirtschaft willen durch Deutschland weiter finanziert wird, obwohl die ökonomischen Folgen einer sofortigen Beendigung der russischen Lieferungen auch von Gas nur vorübergehend und durchaus tragbar wären. In Deutschland gibt es viele unsäglich Reiche, besonders im Bereich der großen Unternehmen und deren Inhaber, die sich einmal dankbar zeigen und notfalls zur Kasse geführt werden können.
Nicht einmal genügende taugliche Waffen haben wir als einer der größten Waffenexporteure der Welt bisher an die Ukraine geliefert. Alte Panzer aus NVA-Beständen sind es nun, die rostend in der Tschechei herumstehen und erst langwierig hergerichtet werden müssen, während in der Ukraine Tag für Tag weiter Unschuldige vergewaltigt und ermordet werden.
Wo sind überdies die Kommentare der führenden deutschen Gazetten und der großen Fernsehanstalten (zu passablen Sendezeiten), die das angesichts des furchtbaren Leids in der Ukraine feige und verantwortungslose, ja schändliche Verhalten des Bundeskanzlers und seiner Regierungsmannschaft geißeln? Und die Süddeutsche Zeitung (SZ) plädiert gar dafür, das Oktoberfest 2022 stattfinden zu lassen? It´s the economy, stupid!
Nachtrag: In ihrem Streiflicht vom 6. April 2022 verspottet die SZ diejenigen, die ein sofortiges Embargo auch bezüglich der russischen Gaslieferungen befürworten. Achtung: Wie bereits Walter Rathenau bemerkte, gilt beati pauperes spiritu (selig sind die Armen im Geiste) nur für die Einfältigen!