Der gemeine Morgenmuffel (englisch: „morning grouch“), dessen vielfältige, im Kern jedoch eintönige Emanationen hier als bekannt vorausgesetzt werden können, ist eine degenerierte subspecies des homo sapiens, die weite Teile der Erde bevölkert. Der Muffel treibt sein Unwesen von Mitternacht bis etwa 11 Uhr morgens und sollte schon deshalb nicht mit dem klassischen Vampir verwechselt werden, der sich bekanntlich – notfalls unverrichteter Dinge – verkrümelt, sobald der helle Tag anbricht.
Ein weiterer Unterschied zum Vampir besteht darin, dass dieser dem (oder der) von ihm Befallenen zwar das Blut entzieht, ihn (oder sie) jedoch einwandfrei zurücklässt. Leer gesaugt stirbt es sich nach zuverlässigen Berichten zufrieden, sogar glücklich, zumal man als frischer Vampir überdauert. Ganz anders hingegen der Morgenmuffel: Er belässt seinen Opfern zwar Blut und herkömmliches Dasein, verdirbt ihnen jedoch nachhaltig jede gute Laune. Welcher dieser alternativen Eingriffe im Ergebnis als verheerender eingestuft werden muss, harrt noch der Klärung.
Was nun den Umgang mit dem Morgenmuffel angeht, ist vor allem empfehlenswert, vorsorglich bis 12 Uhr mittags jede körperliche Annäherung an ihn zu vermeiden und dabei durchgehend einen Abstand von mindestens zwanzig Metern von ihm einzuhalten. Da eine solche Strategie dem Muffeln eher Vorschub leistet, überdies aus räumlichen oder sonstigen Gründen nicht immer realisierbar ist, sollte man den Delierenden in jedem Fall konsequent unbeachtet lassen, also weder ansprechen noch in irgendeiner Weise auf seine Äußerungen und sonstigen Lebenszeichen reagieren.
Hilfreich können bei alledem schallisolierende Stopfen in den Ohren der dem Muffel Ausgelieferten sein. Auf jeden Versuch, Derartiges in seinen Ohren zu etablieren, sollte jedoch verzichtet werden, zumal entsprechende Bemühungen an heftigem Widerstand scheitern würden und akustisches Dichtmaterial die erwünschte Wirkung dort ohnehin nicht entfalten kann. Ratsam ist des Weiteren, unumgängliche Kommunikation mit dem Morgenmuffel schriftlich vermittels kleiner, analoger Handzettel zu erledigen, auf denen kein Platz für die Formulierung der umfänglichen Beschwerden ist, die für sein Gebrechen so kennzeichnend sind.
Eine einigermaßen zuverlässige Therapie bietet die Verbringung des Muffels in ein entlegenes buddhistisches Kloster, vorzugsweise in Nepal, wo er durch langjährige, betreute Meditationen genesen mag. Die NACHTGAZETTE steht für die Vermittlung entsprechender Reisen, sicherheitshalber ohne Rückflug, jederzeit gern zur Verfügung.