Die Finanz- und Wirtschaftskrise zeitigt immer bösere Folgen, berichtete die Süddeutsche Zeitung doch soeben, im Jahr 2008 sei der Absatz von Champagner um sage und schreibe 5% gesunken. Verantwortlich für diese verheerende Entwicklung dürfte nicht zuletzt das Göttinger Sozialamt sein, das einem arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger seine Bezüge von monatlich 351 Euro um 120 Euro kürzte, weil der seinen Hut auf die Straße gestellt und mit bescheidenem Erfolg um milde Gaben gebeten hatte. Wie soll der Mann unter diesen Umständen weiterhin Champagner kaufen?
Glücklicherweise gelang es den Vorständen der Dresdner Bank just 2008, als sie der „Beraterbank“ einen Rekordverlust von 6 Milliarden beschert hatten, sich ihre Dienstverträge gegen Zahlung von 58 Millionen Euro ablösen zu lassen. Man stelle sich vor, die Aufsichtsräte der Dresdner Bank hätten auch nur erwogen, die Verträge der Vorstände (a) angesichts der seit langem geplanten Veräußerung der Dresdner Bank gar nicht erst so langfristig abszuchließen, dass derartige Abfindungen zur Debatte stehen konnten, oder (b) angesichts der Pflichtverletzungen der Vorstände fristlos zu kündigen, die Abfindungen folglich nicht zu zahlen, und die nichtsnutzigen Herrschaften womöglich sogar auf Schadenersatz in Anspruch zu nehmen. Aber das wäre, nachdem der Aufsichtsrat den Vorstand zu überwachen hat, ja auch reiner Masochismus gewesen. Außerdem wäre der Umsatzrückgang beim Champagner dann ja noch höher ausgefallen!
Statt sich nun mit den Vorständen der Dresdner Bank brav zu freuen, wie es Politiker in einer Bananenrepublik wie der unseren zu tun pflegen, hat Sauertopf Peer Steinbrück BILD gesagt: „Mit einem solchen unanständigen Verhalten fügen diese Leute, die zur wirtschaftlichen Elite unseres Landes gehören wollen, unserem Gesellschaftssystem schweren Schaden zu.“ Holla, da jauchzt der Stammtisch förmlich auf!
Ist es Zeit, dass Guido Westerwelle dem kleinen Peer mal erklärt, dass Begriffe wie „Anstand“ Denk- und Lebensweisen angehören, die im Kapitalismus unserer Zeit eine immer geringere Rolle spielen, und die Vorstände und ihre Mittäter, die Aufsichtsräte, daher nur das getan haben, was den höchsten Zielen unserer „wirtschaftlichen Elite“ entspricht? Oder schlägt Herrr Steinbrück etwa auf die berufsmäßigen Egomanen ein, weil er den Eindruck gewonnen hat, er selbst habe es bei der teuren Rettung der Commerzbank zu Lasten der Steuerzahler versäumt, den Vorständen der Dresdner Bank den Zugang zu ihren aberwitzigen Abfindungen zu vermauern? Fragen über Fragen……
In jedem Fall sollte unser Finanzminister dafür sorgen, dass das Göttinger Sozialamt seine Haltung schnell revidiert, damit der Champagner wieder ungehindert fließen kann. Es gibt in unseren herrlichen Zeiten so viel zu feiern!