Das Licht der Welt scheint auf Salz-, Pfeffer- und Samenstreuer. Zu den letzteren zählt der gemeine Mann, der nach aller Erfahrung dazu neigt, weibliche Wesen wahllos mit seinen Spermien zu bedenken, wenn die Batterie wieder einmal geladen ist Die Frau dagegen sucht traditionell eher einen geeigneten Versorger und Vater für die zukünftige Brut und wählt infolgedessen ihren Partner mit Bedacht, wobei Ausnahmen auch hier nur die Regel bestätigen.
Nun begibt es sich aber, dass selbst der beste Samenstreuer nach und nach in ein Alter gerät, in dem sein Testosteron mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die Flucht antritt und er in den zweifelhaften Genuss des „Klimakterium virile“ kommt, das nicht selten mit – sagen wir es zum Zwecke des Jugendschutzes lateinisch verbrämt – einer „erektilen Dysfunktion“ einhergeht und der männlichen Herrlichkeit zumindest einen empfindlichen Dämpfer versetzt. Hier gilt jedoch die alte Schlagerweisheit „Du bist nicht allein“. Die Pharmazie, der über Profite hinaus im Allgemeinen so wenig Erfreuliches gelingen will, hält seit geraumer Zeit mit Viagra & Co. eine gründliche, wenn auch nur übergangsweise Reparatur der Männlichkeit bereit, die selbst angehende Tattergreise wieder in aktive Lüstlinge verwandelt.
Wie aber verhält es sich mit der Frau, wenn die Nachwuchsproduktion für sie kein Ziel großer Aufregung mehr ist, da sie ihre Wechseljahre hinter sich hat? Sie wird regelmäßig zunehmend lustlos. Jedenfalls der Spielfilm-Sex, bei dem sich – womöglich gar im Aufzug – zwei Erregte einander im Erdgeschoss die Kleider vom Leibe reißen und noch vor Erreichen des dritten Stocks zur Sache gegangen sind, steht nicht mehr zur Debatte. Bestenfalls muss sie sich langsam einstimmen, bevor eine rudimentäre, nicht selten gönnerhafte Bereitschaft zu mehr heranwachsen mag. Hier droht, da der Mann typischerweise seit seiner Jugend dem ungeduldigen Grundsatz des Nix-Wie-Druff anzuhängen pflegt, ein Spannungsfeld oder vielmehr das Gegenteil davon, eine öde Beziehungssenke.
Wo aber Gefahr ist, da wächst das Rettende auch, möchte man mit Hölderlin meinen. Und so schien es noch unlängst zu sein: Die pharmazeutische Industrie hat eine Lustpille für die Frau entwickelt, im Volksmund „Pink Viagra“ genannt. Diese hat nur einen Fehler: Sie wirkt so gut wie nicht, weshalb auch die Umsätze mit ihr lahmen. Überdies wurde sie vom Hersteller Sprout Pharmaceuticals nur bei jungen und gesunden Frauen „getestet“, und nichts spricht dafür, dass die Ergebnisse bei älteren Damen besser aussehen. Zu allem Überfluss hat der eingesetzte Wirkstoff Flibanserin Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und zusammen mit Alkohol bisweilen sogar Ohnmacht. Und die nutzt der psychisch gesunde Gentleman jedes Alters bekanntlich nicht aus.
So werden weiterhin zahlreiche Frauen nach der Menopause eher lustlos Kompromisse anbieten und alte Kerle auf der Pirsch nach jungen Frauen sein, die an Glatzen, Falten und dicken Bäuchen angestrengt vorbeisehen, Lust simulieren und Befriedigung vor allem in der Nutzung von Kreditkarten finden.