Als das Klingeln des Weckers ihn um drei Uhr morgens aus dem Schlaf riss, griff Marlowe nach der 7,65er unter seinem Kopfkissen und schoss auf den Mann, den er im Dämmerlicht seines schäbigen Hotelzimmers an der gegenüberliegenden Wand lehnen sah, und der nun mit einem seltsam knarrenden Geräusch umfiel. Erst am Tage zuvor hatte Marlowe gelesen, die existentielle Erfahrung der Einmaligkeit seines Daseins schließe die Anwendung allgemeiner Regeln der Moral aus, weshalb es gelte, eine Lebenskunst der Selbstsorge zu entwickeln, die im Individuellen das Allgemeine entdecke, und er hatte beschlossen, dies konsequent zu befolgen.
Bereits Sekunden nach seinem Schuss war Marlowe nicht mehr sicher, der Entdeckung des Allgemeinen damit entscheidend näher gekommen zu sein. Er setzte sich auf, und als das aufflammende Licht der Neonwerbung auf der anderen Straßenseite das Zimmer erleuchtete, sah er, dass er nur einen hölzernen Kleiderständer erschossen hatte. Während Marlowe überlegte, ob er seine Erleichterung mit einem mächtigen Schluck aus der noch halbvollen Whiskyflasche feiern sollte, fiel ihm ein, dass der Vorstellung eines freien Willens nicht zu trauen ist, da das Gehirn längst entschieden hat, bevor wir zu entscheiden glauben. Mit einem leisen Fluch ließ er sich auf die Matratze zurückfallen, zog die schmuddelige Bettdecke über den Kopf und schlief wieder ein.
Am nächsten Tag warf Marlowe die Bücher, die ihm der Alte anstelle des Honorars in die Hand gedrückt hatte, in den Hudson River.