Rund 15 Millionen Mitglieder hat der ADAC – und sein Presseorgan ist die „ADACmotorwelt“. Wie bisher allzu wenig bekannt, handelt es sich dabei um das weltweit erste Satiremagazin, das sich gnadenlos selbst aufs Korn nimmt.
Auf Seite 3 beklagt Chefredakteur Michael Ramstetter etwa, niemand stelle ernsthaft in Frage, dass Autos künftig „immer weniger“ Kohlendioxid ausstoßen müssten, obwohl doch der PKW-Verkehr an den Kohlendioxid- Emissionen in Deutschland nur mit 11,9 Prozent beteiligt sei. K ö s t l i c h, vor allem das schier end- und hoffnungslose „immer weniger“ bei gleichzeitigem Hinweis auf die lächerlich niedrigen 11,9 % ! Kurz darauf wird diese schöne Pointe durch die Bemerkung ausgebaut, längst sei sogar den umweltpolitischen Hardlinern klar, „dass Autos in Deutschland nicht der Grund für die Klimakatastrophe“ seien – und durch die Seite 36, wo es plötzlich heißt, es sei unbestritten, dass der „Autofahrer“ seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten müsse. Das Auto muss also nicht müssen, sehr wohl aber der Autofahrer. Das ist nicht weniger als eine veritable Valentinade und provoziert gewaltiges Nachdenken beim Leser. So viel kann Satire leisten!
Dankenswerterweise geht Herr Ramstetter aber noch weiter: Er lässt uns wissen, die deutschen Hersteller hätten „mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt“ und steckten Milliarden in die Forschung zu serienfähigen Klimaschutz- und Spritspartechniken. Die neuesten Pläne der EU-Kommission würdigten diese Anstrengungen allerdings überhaupt nicht. Auch dies ein Lehrstück über das ehrwürdige Handwerk der Glosse: Der für den Leser überraschende Austausch von Ursache und Wirkung!
Ein weiterer Markstein gelungener Satire ist die Präsentation des VW Golf 1,6 als Beispiel „für konsequente umweltorientierte Weiterentwicklung“ (Seiten 36/37), einschließlich der luftigen Behauptung, bei diesem Modell sei der Kohlendioxid-Ausstoß in den Jahren 1997 bis 2007 erheblich gesenkt worden. Da dieser Fortschritt bestenfalls für den mit erheblichem Aufpreis und daher nur wenig verkauften 1,6 FSI gilt, der zudem in Kürze aus dem Programm genommen wird, nicht aber für den seit 1997 massenweise auf die Märkte geworfenen, unverändert bei bescheidener Leistung mächtig viel Kohlendioxid in die Luft blasenden Brot-und-Butter-1,6er des VW-Konzerns, dokumentiert die ADACmotorwelt auch hier eine bewundernswerte Entschlossenheit zur Komik, hier durch Weglassen.
Übertroffen wird all dies noch durch das lucide Zusammenspiel der Seiten 10 und 40: Merkt der Präsident des ADAC Meyer noch an, auch die Mineralölgesellschaften bedienten sich kräftig beim Autofahrer, wobei er auf die von EXXON Mobil (unter anderem mit ESSO) im Jahr 2006 erwirtschafteten Gewinne in Höhe von 39,5 Milliarden (!) Dollar verweist, spricht die Motorwelt 30 Seiten später fröhlich von einem erfreulichen „Preiskampf“ der Anbieter von Treibstoffen auf dem deutschen Markt! Angesichts dieses Höhepunkts lustvoller Selbstdemontage wird mancher Kabarettist an seiner Existenzberechtigung zweifeln müssen. „P r e i s k a m p f“ – sehr gut! Die hübsche Briefmarke zum 50-jährigen Bestehen des deutschen Kartellamtes, das den – zugleich die öffentliche Hand fördernden – tatsächlich seit jeher gegen die Verbraucher gerichteten Kampf der Mineralölanbieter nie unterbunden hat, blieb hier leider unerwähnt.
Fazit: Wir gratulieren und fügen beherzt hinzu „Weiter so!“