Spätestens seit Leonardo da Vinci sucht der Mensch mehr oder weniger erfolgreich, Geniales der Natur in technische Anwendungen und Lösungsstrategien umzumodeln. Gelungene Ergebnisse dieser „Biontik“ sind das Flugzeug, der Klettverschluss, Klebstoffe und bestimmte pflanzen- sowie tierähnliche Oberflächenstrukturen.
Auch das Wiederkauen scheint zum Nachahmen zu verführen. So beharrt der globale Norden trotz der damit verbundenen, zunehmenden Migration auf der imperialen Ausbeutung des Südens. Wirtschaft und Politik halten ungeachtet der in vieler Hinsicht verheerenden Folgen weltweit an weiterem Wirtschaftswachstum fest. Deutsche Gazetten, die sich dem „Qualitätsjournalismus“ zurechnen, kauen im Angesicht der gewaltigen Krisen der Menschheit ein ums andere Mal sattsam Bekanntes und Nebensächliches wieder, statt in ihren Berichten und vor allem Kommentaren dem Ernst der Lage gerecht zu werden. Die Anhänger großer Weltreligionen bekämpfen sich ungerührt weiter, und die katholische Kirche stemmt sich nach allen Skandalen noch immer gegen substantielle Reformen.
Bereits diese Beispiele dokumentieren, dass die biontische Umsetzung des Wiederkauens nicht sinnvoll ist. Die Natur hat es aus gutem Grund Vierbeinern vorbehalten, beim Menschen führt es zu keiner verbesserten Verdauung; vorbildlich ist allenfalls die Ruhestellung, die etwa Kühe beim Wiederkauen einnehmen, da ruhend weniger Unsinn fabriziert wird. Wer dieses Gesamtergebnis als unbefriedigend empfindet, mag sich damit trösten, dass ein lautstarker Rülpser oder Schluckauf im Zuge monogastrischer Verdauung immerhin auch eine Genuss ist.