So sehr die Pandemie seit einem Jahr das Weltgeschehen bestimmt, lugt doch immer wieder, obgleich nur kurz, auch Anderes hervor, beispielsweise in Meldungen der Gazetten über den Klimawandel und über Druckverhältnisse. Den letzteren folgt freilich regelmäßig ein so schnelles Entweichen des Drucks, dass selbst Hartgesottenen schwindelig werden kann.
Nehmen wir nur Andreas Scheuer, Olaf Scholz und neuerdings China. Noch unlängst berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ), der Verkehrsminister stehe aufgrund des Untersuchungsausschusses wegen des Maut-Desasters „unter Druck“. Gleiches galt für den Finanzminister in der Hamburger Cum-Ex-Affaire. Nicht anders ergeht es derzeit China im Zusammenhang mit den Recherchen der WHO über die Ursprünge der Pandemie, verspürte die SZ in ihrer Ausgabe vom 15. Februar doch „Druck auf Peking.“
Kennzeichen der Fälle Scheuer und Scholz war jeweils ein derart jäher Druckausgleich, dass man sich ernsthaft fragen kann, ob ein solcher tatsächlich jemals bestand. Ein Schelm wäre, wer da mutmaßen wollte, der chronisch unfähige und dreiste Verkehrsminister habe mit Markus Söder in Sachen Maut womöglich gemeinsame Leichen im Keller, die bis zu ihrer rückstandslosen Verwesung für sein politisches Überleben sorgen. Das Ausmaß der Hilflosigkeit der SPD andererseits, die ihr keine andere Wahl ließ, als ihren Kanzlerkandidaten Olaf Scholz vor dem politischen Ertrinken zu bewahren, bedarf keinerlei Mutmaßung, da unübersehbar. Und über allem schwebt hoch in den Wolken verlässlich Engela Merkel, die sich in ihren späten Tagen als Kanzlerin zur unbedingten Retterin ihres ach so gewohnten Kabinetts aufgeschwungen hat.
Was China angeht, ist die Annahme, dort empfinde jemand von Bedeutung irgendeinen Druck, ebenso schlichtes Wunschdenken wie es die Hoffnung wäre, Wladimir Putin lasse sich von irgendwem in die üble Suppe spucken, weshalb selbst die SZ offenbar keinerlei „Druck“ gen Russland fühlen mag. Vielleicht sollte man sich bei der Beschreibung von Druck und Druckverlust zukünftig generell mehr auf die Wirklichkeit beschränken, beispielsweise auf Erscheinungen dieser Art bei Fahrrad- und Autoreifen.