Englands Entwicklung vom Weltreich zur Weltpomp-Provinz ist vollendet. Rachel Johnson (Chefredakteurin „Lady“) sah denn auch gestern „London im Mittelpunkt des Universums“, woran wieder einmal abzulesen ist, dass jeder Mensch ein eigenes Universum hat.
Zwei Küsschen auf dem Balkon des Buckingham Palace, das zweite immerhin 1,1 Sekunden lang! Waity Katy, laut Süddeutscher Zeitung „mit geradezu aufreizend dezentem Dekolleté“ (?), etwa doppelt so erwachsen wie ihr William, den auch die frühe Halbglatze nicht rettete. Und Königin Elsbeth, man glaubt es kaum, lächelte, meinte es also ernst & gut. Immerhin präsentieren die Middletons ihre Wäsche (bisher) der Öffentlichkeit bei weitem nicht so ausgiebig wie weiland Diana und ihr Clan. Aber was nicht ist, kann – muss! – ja noch werden.
Die ersten zwei Zeilen des Gedichts „Danach“ von Kurt Tucholsky lauten:
“Et wird nach einem Happy End
im Film jewöhnlich abjeblendt.“
Das aus gutem Grund: An Loriots Überzeugung, wonach Männer und Frauen schlicht nicht zueinander passen, ist ernsthaft nicht zu rütteln. Offenbar deshalb machte das Zwergerl links neben dem Brautpaar auch keine gute Miene zum Spiel, während das andere Blumenkind die Personen im Hintergrund sichtlich dazu aufforderte, die Frischvermählten humorvoll vom Balkon zu stürzen. Damit sind alle abreizend dezenten Haltungen zu dem gefeierten Ereignis umfassend beschrieben.