Nicht nur der SPD, der CDU und der FDP kommen Wähler abhanden, auch die Linke leidet unter Stimmenverlusten, sogar im Osten. In Brandenburg und Sachsen erreichte sie nur noch etwas mehr als 10 Prozent der Wähler. Ihr Nimbus als Protestpartei ist geschwunden, unter anderem durch Regierungsbeteiligungen, insbesondere als Juniorpartner wie ab 2009 in Brandenburg, bei denen die Partei Manches nicht durchsetzen konnte. Vor allem Alte wählen noch die Linke, und die sterben zunehmend weg. Ähnlich ergeht es der Struktur der Parteimitglieder, deren Einsatz altersbedingt nachgelassen hat. Ihren Ruf als Kümmerpartei hat die Linke so zunehmend verloren. Auch die Erfolge im Westen sind bescheiden.
Bundesweit leidet die Akzeptanz der Linken beim Wahlvolk unter den jahrelangen Streitereien in der Parteispitze und dem Rückzug von Lafontaine, Gysi und Wagenknecht. Wenige auch nur einigermaßen charismatische Personen wie Dietmar Bartsch sind geblieben; die braven Bernd Riexinger und Petra Pau wecken wenig Begeisterung, Katja Kipping kaum mehr. Und Bodo Ramelow tritt im Wesentlichen nur in Thüringen in Erscheinung. Auch wirkt die Partei mutlos; es fehlt eine emotional sowie intellektuell fundierte und vorgetragene Botschaft – ein überzeugendes Programm, das sich außenpolitisch mehr als bisher den nun einmal vorhandenen Gegebenheiten in der Welt stellt und innenpolitisch die sozialen Versäumnisse der großen Koalition überzeugend geißelt. Wer einem Corbyn oder Sanders zuhört, begreift sehr schnell, was der Linken Auftrieb geben würde.
Mit ihrer Saft- und Kraftlosigkeit reiht die Linke sich nahtlos in die Misere der Linken in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Italien ein. Die rechten Populisten wird es freuen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit es Bodo Ramelow bei der Landtagswahl in Thüringen Ende Oktober gelingen wird, Wähler für die Linke zu mobilisieren. Im Jahr 2014 waren es noch 28,2 Prozent, und die AfD kam auf „nur“ 10, 6 Prozent….