Der italienische Schriftsteller Mario Fortunato meint (siehe die Süddeutsche Zeitung vom 5. Januar), durch die Corona-Pandemie einschließlich der Masken und Abstandsgebote habe die Natur erschütternd in die jahrzehntelange Verringerung des Abstands zwischen den Menschen, etwa durch Massentourismus, Smartphones, Internet und Social Media, eingegriffen. In den Impfungen gegen das Virus und dem verbindenden Charakter der Sprache sieht er allerdings auch Licht am Ende des Tunnels.
Aber hat nicht lange vor dem Auftreten der Pandemie der globalisierte Kapitalismus die als soziale Wesen geborenen Menschen erstmals in der Menschheitsgeschichte massenweise zu gierigen und machtbesessenen, einzelgängerischen Konkurrenten denaturiert und sie so in viel größerem Maße voneinander entfernt als das Virus und seine Folgen? Hat nicht Corona noch einmal zumindest temporär einen verantwortlichen Zusammenhalt der Menschen bewirkt? Und was für ein armseliges Dasein bieten die von Fortunato beschworenen, der Pandemie vorhergehenden Entwicklungen!
Wer kann sich vernünftigerweise eine Rückkehr des zerstörerischen Massentourismus, das weitere manische Starren allzu Vieler auf Smartphones und das unveränderte Gedeihen der verrotteten Social Media wünschen? Wer generell den fortgesetzten Missbrauch des Internets zur Ausspähung der weltweiten Nutzer zwecks Gewinnmaximierung einiger Weniger?
Und wann wäre es es mit Hilfe der Sprache gelungen, all dem Einhalt zu gebieten und die Menschen zu der längst überfälligen, einzig sinnvollen Revolution in ihrem Inneren zu motivieren, die Voraussetzung dafür ist, dass sie sich wirklich nahe kommen und voller Liebe, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft miteinander leben? Nur so aber wird die Menschheit zu retten sein. An entsprechenden Mahnungen fehlt es ja nicht, man lese nur „Das Buch der Menschlichkeit“ des derzeitigen Dalai Lama.