Die Post-Buddenbrooks

19. Januar 2009 | Von | Kategorie: Kaleidoskop, Karikaturen
Entsprechend  Thomas Manns erstmals 1901 erschienener Romanvorlage bemühten bisher alle Verfilmungen der „Buddenbrooks“  mehrere Generationen, bis der Karren vor die Wand gefahren war. Auch  das –  der buddenbrookschen Familientradition  („Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können“) widersprechende – Spekulationsgeschäft des Thomas Buddenbrook in Form des  Kaufs  einer zukünftigen  Getreide-Ernte zum halben Preis,  das verlustreich in einem Hagelgewitter scheiterte, kostete die Familie nur einen Teil ihres Vermögens. Das war 1868.

Heutzutage wird kaum noch derart bodenständig und mit begrenzten Risiken  spekuliert. Der moderne Finanzjongleur riskiert seinen Hals – oder den anderer – durch Riesengeschäfte mit allerlei Unüberschaubarem, zum Beispiel mit komplizierten  Derivaten, die er selbst nicht versteht. So werden  innerhalb  einer Generation, bisweilen in kurzer Zeit,  große Vermögen gebildet, wobei auch  der dümmste Bauer  nicht selten dicke Kartoffeln erntet, und ebenso schnell auch durch intelligente Spieler wieder verspielt.  Wollte man diese schnelllebigen Vorgänge verfilmen, wäre dafür  ein Kurzfilm oder auch nur  ein Foto aus der Schlussphase (beginnender Kollaps), etwa in der Art der obigen Zeichnung, völlig ausreichend.

 

Bei Licht besehen ist   diese  Erhöhung der Geschwindigkeit von  Anhäufung und Vernichtung großer  Vermögen ein echter Fortschritt unserer Zeit. Immerhin  können  die  bei einem bloßen Kurzfilm oder Foto im Vergleich zu teuren  Ausstattungs-Streifen wie Heinrich Breloers „Buddenbrooks“ eingesparten Produktionskosten  von den Geldgebern spekulativ weit gewinnträchtiger eingesetzt werden: Bei den derzeit niedrigen Börsenkursen zum Beispiel würde  man, womöglich mit Hilfe  von leverage-Effekten und  trickreichen Finanzinstrumenten, enorme Renditen erzielen können!     

 

 

 

   

 

 

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