Wieder hat sich die Nachtgazette eine Zeit des Schweigens verordnet. Die Verwüstung unseres blauen Planeten mit seiner herrlichen Flora und Fauna schreitet unaufhaltsam fort und nichts deutet darauf hin, dass die selbsternannte Gattung des „homo sapiens“ auch nur ansatzweise willens wäre, dem Einhalt zu gebieten; die Ergebnisse der seit 1992 betriebenen internationalen Klimadiplomatie sind ebenso erbärmlich wie die der sonstigen weltweiten Bemühungen um den Schutz der Umwelt. Das hat uns lange sprachlos gemacht.
In den früh entwickelten Staaten, deren ökologischer Fußabdruck mehrere Welten benötigen würde, besteht im Kern nach wie vor keine Bereitschaft, den dort vorherrschenden unverantwortlichen Lebensstil einzuschränken, und die USA verweigern neuerdings sogar offen jede Mitwirkung bei der Eindämmung des Klimawandels. Chronische Dumpfbacken wie Donald Trump leugnen sogar noch immer, dass die weltweite Aufheizung der Atmosphäre vom Menschen verursacht wird, obwohl bewiesen ist, dass frühere Temperaturschwankungen wie Wärmeperioden oder Eiszeiten jeweils nur regional auftraten.
Auch die aufgeklärten Politiker in den entwickelten Staaten wie Deutschland unternehmen ungeachtet der jungen Protestbewegung „Fridays for Future“ noch immer nichts, um dem Klimawandel und generell dem katastrophalen ökologischen Raubbau nennenswert entgegenzuwirken. Die zahllosen Lobbyisten der Wirtschaft verhindern zuverlässig jeden Fortschritt, gern mit der unterirdischen Drohung, das Verbot einer umweltschädlichen Aktivität in Deutschland würde die Erde nicht entlasten, vielmehr nur dazu führen, dass man zu Lasten der deutschen Arbeitsplätze im Ausland produziere. Und Bundesminister wie Julia Klöckner (Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) und Peter Altmaier (Wirtschaft und Energie) verstehen sich brav als Sprachrohre und Handlungsgehilfen der Wirtschaft. Grundwasser- und sonstiger Gewässerschutz? Kerosinbesteuerung? Keinesfalls! Auch die Aktivitäten der Kanzlerin Angela Merkel beschränken sich seit jeher im Wesentlichen darauf, die Lösung auch drängender Probleme zugunsten der Wirtschaft aufzuschieben und dies vor der Bevölkerung wahltaktisch möglichst zu verschleiern. Kein Wunder, dass das so genannte „Klimakabinett“ der Bundesregierung nichts produziert außer Nachrichten in einer Presse, die inzwischen ebenfalls fast ausschließlich neoliberal geprägt ist und es an angemessenen Kommentaren durchweg fehlen lässt. Ausnahmen sind nur noch die „taz“ und die Wochenzeitung „der Freitag“ des Jakob Augstein.
Die neuerdings ach so erfolgreiche Grünen sind bei Licht besehen nicht besser. Auch sie belügen die Bevölkerung durch Schweigen. Denn eine dem Klima- und sonstigem Umweltschutz dienende Politik ist nur möglich, wenn man der Bevölkerung den Verzicht auf allerlei liebgewordene Gewohnheiten zumutet; insoweit aber ist von Habeck & Co. nichts zu hören. Tatsächlich ist das deutsche Wahlvolk, das wie viele Europäer aufgrund postkolonialer Ausbeutung der Bevölkerungen armer Länder weithin wie Maden im Weltspeck lebt, dazu ja auch nicht bereit. Seit dem Beginn der Bewegung “Fridays for Future“ hat sich die Zahl der Flüge von deutschen Flughäfen sogar wesentlich erhöht. Urlaub in Deutschlands schönem Norden oder Süden? Igitt!
Die ökonomisch noch nicht oder kaum entwickelten Länder verweisen zu Recht darauf, dass die wesentlichen Umweltsünder sich im Westen und in China befinden und unverändert nichts gegen den bevorstehenden ökologischen Ruin der Erde unternehmen. Sie bestehen darauf, auch ihre wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, was nicht ohne weitere schwere ökologische Einbußen abgehen kann. Derzeit wäre nur die Hälfte unseres Planeten erforderlich, wenn alle Menschen wie beispielsweise in Pakistan leben würden. Dies aber wird sich bald ändern.
Aber damit noch nicht genug: Der rechtsextreme Präsident Brasiliens Jair Bolsonaro fördert das systematische Abholzen der Amazonas-Wälder, die gigantische Mengen von Kohlenstoff binden, in noch weit größerem Umfang als bisher; allein im Juni 2019 fielen dem 920 Quadratkilometer des Regenwaldes zum Opfer.
Die seit geraumer Zeit auftauenden Permafrostböden im Osten Russlands werden zudem riesige Mengen Methan freisetzen, das die Atmosphäre erheblich stärker aufheizt als Kohlenstoffdioxid. Zahllose russische Steinhäuser versinken bereits im weich gewordenen Boden.
Hinzu kommt die Entwicklung der Weltbevölkerung. Während 1850 grob geschätzt nur rund 2, 5 Milliarden Menschen auf der Erde lebten, sind es derzeit bereits 7,7 Milliarden, und im Jahr 2050 werden es nach UN-Schätzungen – vor allem wegen des noch immer rasanten Bevölkerungswachstums in Afrika – rund 9,7 Milliarden sein. Ihre Ernährung wird – Thomas Malthus dreht sich im Grabe – möglich sein, aber unvermeidlich mit erheblichen, die Erde noch mehr als bisher überfordernden Umweltschäden, insbesondere mit weiteren Rodungen der für das Weltklima so wichtigen Wälder und mit anderen Verwüstungen durch Überdüngungen und Rohstoffabbau einhergehen.
Selbst wenn der Anstieg der Weltbevölkerung in Afrika keine Völkerwanderung in Richtung Europa auslösen wird, die das Bisherige weit in den Schatten stellt, so wird doch eine erhebliche Klimamigration stattfinden und zu erheblichen Verwerfungen führen; in einigen Küstenregionen Afrikas und in Indonesien hat sie bereits begonnen.
Trotz allem setzt die vom Kapitalismus befeuerte Gier ihr Zerstörungswerk unbeirrt fort. Beispielhaft zeigt die Entwicklung der Smartphone-Märkte, wie ruinös die Wirtschaft und die Konsumvölker vorgehen. Exemplare mit leicht wechselbarem Akku könnten viele Jahre genutzt werden, produziert und gekauft werden jedoch fast nur noch Smartphones mit fest eingebauten Akkus, die nach etwa zwei Jahren überwiegend in Schubladen oder auf sonstige Weise entsorgt werden. Nicht besser sieht es bei der ungehemmten Produktion von Plastik und dem dadurch entstehenden Müll aus: 130 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben bereits durch die Ozeane, und in jedem Jahr kommen 8 Millionen dazu. Im Jahr 2050 werden mehr Plastikteile (inklusive Mikroplastik) in den Meeren schwimmen als Fische, und keine Gebiete bleiben verschont, auch und gerade nicht solche, die vom Tourismus abhängen. Aber nicht einmal einer Umweltinitiative im touristisch geprägten Bali ist es gelungen, ein Verbot der auch dort massenweise verwendeten Plastiktüten herbeizuführen. Die Lobby der Plastikproduzenten hat es verhindert.
Währenddessen streiten die Philosophen doch tatsächlich allen Ernstes darüber, inwieweit die derzeit Lebenden ethische Verpflichtungen auch gegenüber den zukünftigen Generationen haben….
Man muss nach allem kein Pessimist sein, um davon auszugehen, dass die weltweit praktizierte Haltung „Nach mir die Sintflut“ in nicht allzu langer Zeit in die Katastrophe – und letztlich zum Aussterben der Gattung Mensch – führen wird. Die Sintflut wird voller Plastikartikel sein.