Anlass der Lektüre dieses bereits 2010 erschienen, seinerzeit die Bestsellerlisten wochenlang zierenden Romans (Kiepenheuer & Witsch, TB, 484 Seiten, € 12) war weniger die Gesamtheit der vorliegenden Rezensionen als die Empfehlung zweier Buchhändler.
Der 1967 in Worpswede geborene Moritz Rinke studierte Angewandte Theaterwissenschaften, schrieb danach Glossen für den Tagesspiegel, gelegentlich auch für die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, DIE ZEIT und den SPIEGEL. Er veröffentlichte Theaterstücke und im Jahr 2010 den autobiographische Züge tragenden Roman „Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel“. Darin setzt er sich sarkastisch mit der braunen, später verdrängten Vergangenheit seiner Familie und generell in Worpswede sowie mit den dortigen (auch seinerzeitigen) Lebensverhältnissen auseinander, während sein Elternhaus nach anfänglichen Sanierungsbemühungen schließlich doch weitgehend im Moor versinkt.
Der Roman ist lustig, aber man wünschte angesichts zahlloser, auch wiederkäuender Einfälle des Autors und entsprechend zähen Fortgangs, Rinke hätte ihm nicht fast 500 Seiten, sondern Strafferes gewidmet. Auch fällt die Schilderung der Vergangenheitsbewältigung seitens der beschriebenen, durchgehend schrägen Personen – wohl auch seinem Hang zum Witz geschuldet – wenig tiefgründig und schließlich sogar eher gnädig aus. Wer dicke Schwarten schätzt, mag sich an dem Roman dennoch erfreuen.