Eine vorurteilsfreie Betrachtung des andauernden, dem Taoismus fremden menschlichen Wühlens erzeugt die Versuchung, metaphorisch den kollektiven Selbstmord von Lemmingen zu bemühen. Das aber läge bedauerlicherweise neben der Sache. Tatsächlich sind zwar auch die Lemminge Wühler und wandern – wie die Menschen, bevor diese vielfach zu couch potatoes degenerieren – gelegentlich, aber nur, um neue Lebensräume zu erschließen, was, da für Mäuseartige recht beschwerlich, nicht alle überleben.
Nein, außer dem homo sapiens, dessen „Aufklärung“ bloßes Programm geblieben ist, neigt kein Tier zum kollektiven Suizid. Wer dennoch auf die erwähnte Metapher nicht ganz verzichten mag, kann jederzeit ersatzweise zu dem brettharten Gesellschaftsspiel „Lemminge – Wer springt zuerst?“ für zwei bis fünf Personen greifen, bei dem triumphiert, wer mit zwei Lemmingen zuerst eine Klippe erreicht und sich von dort ins (plastikverseuchte) Meer stürzt.
Apropos Plastik: Der Mensch geht zunehmend dazu über, schmelzende Alpengletscher kunstvoll mit riesigen Planen aus Polypropylen abzudecken und so immerhin einigermaßen vor dem Abtauen zu bewahren, später Triumph für Christo und seine Frau Jeanne-Claude. Alternativ könnte man das zu rettende Eis – als minimal art – portionsweise verhüllt in den wegen der Inflation weitgehend leeren Gefrierfächern und –truhen der bergnahen Bevölkerungen lagern. Was und wie immer: Es gibt viel zu tun, packen wir´s an.