Es ist gewiss nicht mehr populär, einen Verbrenner zu testen, zumal dann, wenn es sich um ein SUV handelt. Aber wer in der Großstadt wohnt, sich dort im Wesentlichen radelnd fortbewegt und mit dem Auto fast ausschließlich und nur gelegentlich lange Strecken zurücklegt, überlegt es sich doch mehr als zweimal, ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb und entsprechend begrenzter Reichweite zu erwerben. Auch Hybride sind dann sinnlos, und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge sind leider noch überaus kostspielige Exoten. Eine gute Alternative könnten Fernzüge sein, aber die Bahn liefert chronisch unpünktliches Chaos und scheidet dann aus, wenn man viel zu transportieren hat und/oder am Zielort ein Auto benötigt. SUVs sind zu Recht in Verruf geraten, aber es gibt relativ kleine Modelle, die kaum höher und nicht schwerer sind als Limousinen. Die Höhe des getesteten Skoda Kamiq beträgt (einschließlich Dachreling) nicht mehr als 1,56m; dennoch ermöglichen die etwas höheren Sitze Senioren einen einfacheren Ein- und Ausstieg in das und aus dem Fahrzeug, das mit dem 1,5 TSI-Motor (ohne Fahrer) laut Skoda nur 1235 kg wiegt.
Der VW-Konzern bietet drei Exemplare solcher kleinen SUVs an: Den VW T-Cross, den SEAT Arona und den Skoda Kamiq. Der Skoda hat gegenüber seinen Geschwistern wesentliche Vorteile: Er ist mit einer Länge von 4,24m am längsten (T-Cross: 4,11m; Arona: 4,13m), hat mit rd. 2,64m den größten Radstand (T-Cross und Arona: 2,55m) und den größten Innen- sowie Kofferraum. Er bietet reichlich Platz für Fondpassagiere, auch wenn vorn ein 1,85m großer Fahrer bequem sitzt, und der Gepäckraum verdaut bei aufgestellter Rücksitzbank beachtliche ca. 400l. Kleinwagenatmosphäre kommt da nicht auf, der Kamiq wirkt durchaus erwachsen. Überdies wird er mit dem 1,5 TSI-Motor und 6-Gang-Handschaltung angeboten, während dieser Motor beim T-Cross preiserhöhend nur mit Automatik zu haben ist. Der kräftigste Motor des Arona ist der deutlich schwächere 1,0 TSI mit 110 PS, der schnell mehr Sprit braucht als der 1,5 TSI, zumal letzterer mit niedrigeren Drehzahlen unterwegs ist und bei geringer Beanspruchung von nur zwei Zylindern angetrieben wird.
Der vom Autor dieser Zeilen erworbene Skoda Kamiq Style 1,5 TSI mit Handschaltgetriebe verfügt über eine hervorragende Serienausstattung. Dabei handelt es sich neben dem beeindruckenden Motor vor allem um LED-Scheinwerfer, beheizbare Außenspiegel, ein Multifunktionslenkrad, eine Geschwindigkeitsregelanlage, einen Spurhalteassistenten, eine automatische 2-Zonen-Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn und hinten, manuelle Lendenwirbelstützen in den – beheizbaren – Vordersitzen, ein DAB+-Radio, eine Freisprecheinrichtung und „Smart-Link“, womit man apps des Smartphones, etwa Spotify und das Google-Navi, drahtlos auf dem Display des Fahrzeugs betrachten und hören kann; das Phone muss nur mit aktiviertem Bluetooth eingeschaltet im Fahrzeug sein. Laden kann man es über einen der zwei vorn vorhandenen USB-Anschlüsse; der andere steht als Eingang für USB-Sticks zur Verfügung. Schließlich wird im Display unter anderem angezeigt, wenn der Abstand zum Vordermann geringer ist als erlaubt. Der Klang der eingebauten Anlage ist ordentlich.
An Sonderausstattung sind ein Reserverad, Parksensoren auch hinten und „Dynamic“ (Sportsitze, schwarzes Armaturenbrett und schwarzer Dachhimmel) empfehlenswert; durch diese Innenausstattung erhält das Fahrzeug ein harmonisches, wertiges Ambiente. Auch eine Garantieverlängerung auf drei Jahre erscheint sinnvoll. Bei dem hier besprochenen Fahrzeug kam eine schwarze Metallic-Lackierung hinzu. Ganzjahresreifen statt der serienmäßigen Sommerreifen bietet Skoda leider nicht an. Gummimatten vorn und hinten kauft man günstiger über ebay. Ob der schlichte schwarze Bezugsstoff der Sitze fleckempfindlich ist, bleibt abzuwarten; er sieht so aus. Das Fahrzeug wurde im Frühjahr 2021 neu über apl mit einem Preisnachlass von rund 20 % für ca. Euro 24.000 gekauft und erst im November geliefert; derartige Lieferverzögerungen existieren noch immer. Inzwischen kostet es etwa 1500 Euro mehr – noch immer ein günstiger Preis, der weit unter dem Durchschnitt der von den Deutschen gekauften Verbrenner liegt.
Das Fahren mit dem Skoda Kamiq 1,5 TSI ist eine Freude. Die Schaltung funktioniert butterweich und geräuschlos. Der sechste Gang ist lang übersetzt, was aufgrund des guten Drehmoments des Motors von 250 Nm möglich ist. Das Fahrzeug erreicht 100km/h in nur 8 Sekunden, lässt sich problemlos aber auch niedertourig fahren, ähnlich wie ein Diesel. Beim Übergang zum 4-Zylinder-Betrieb gibt es einen ganz leichten Ruck, der nicht stört. Die Sportsitze bieten guten Seitenhalt und sind – auch auf langen Strecken – bequem, besonders, wenn man die Lendenwirbelstütze nutzt. Die Sicht nach hinten über den Rückspiegel ist nicht perfekt, da das Heckfenster relativ klein ist und die Kopfstützen der hinteren Sitze das Blickfeld leicht einschränken; man gewöhnt sich aber schnell daran. Die Geräuschdämmung ist bestens, Motor- und Windgeräusche treten kaum auf. Die Straßenlage ist einwandfrei; von dem Schwanken, das manchem größeren und höheren SUV und dem T-Cross aufgrund des kurzen Radstands bei Wind attestiert wird, ist nichts zu bemerken. Und bewegt man das Auto statt der möglichen 219 km/h zwecks CO2-Einsparung auf der Autobahn mit Geschwindigkeiten zwischen 120 und 140 km/h, liegt der Verbrauch bei nur 6,1 bis 6,3 Liter/100km (Super E5) – für einen Benziner ein sehr guter Wert, zumal das Fahrzeug nachträglich mit Ganzjahresreifen (Goodyear Vector Gen2) ausgerüstet wurde.
Fazit: Der Skoda Kamiq Style 1,5 TSI ist – mit der erwähnten Sonderausstattung, die man allerdings durch Alcantara/Ledersitze aufwerten sollte – rundum zu empfehlen. Es kommt hinzu, dass die Langzeiterfahrungen des Autors mit Skoda-Fahrzeugen gut sind.
P.S.: Bei einer Autobahnfahrt im September von etwas mehr als 500 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von grundsätzlich nicht mehr als 120 km/h, bei der häufig nur zwei Zylinder aktiv waren, betrug der Verbrauch nur 5,1 Liter E5 auf 100 km – ein sensationeller Wert.