Kaum hatten Gesine Schwan und DGB-Chef Sommer das Schreckensbild bevorstehender sozialer Unruhen an die bundesrepublikanische Wand gemalt, stiegen in den Verantwortlichen düstere Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit auf, insbesondere an den Aufstand der Germanen gegen die Römer 9 v. Chr. und an das Jahr 1848 (siehe Abb. oben). Eilig wurden Vorkehrungen gegen den befürchteten Volksaufstand getroffen, die aus nahe liegenden Gründen geheim bleiben sollten.
Aufgrund der Indiskretion eines leitenden Mitarbeiters der Hypo Real Estate sind wir jedoch in der Lage, exklusiv über eine der bereits weit gediehenen Vorkehrungen zu berichten. Es handelt sich um einen – vom Berliner Innenministerium mit dem Herrenausstatter CHEF entwickelten – Schutzanzug, der intern den Arbeitstitel „Suitwall“ trägt und Banker sowie Politiker vor dem Schlimmsten bewahren soll.
An der Rückseite des Schutzanzuges (siehe Abb.) ist eine graue, bis über den Kopf und in die Kniekehlen reichende Schutzplatte aus leichter Keramik angebracht, die vor beherzten Schlägen in den Nacken und auf den Hinterkopf ebenso schützt wie vor Tritten in den Allerwertesten. Befestigt ist die Platte statisch einwandfrei am breiten Gürtel und an den Schultern des Trägers. Ein voluminöses Halstuch verdeckt gekonnt eine guillotine-resistente Halskrause aus Edelstahl. Kennzeichnend für den „Suitwall“ sind ferner eine strumpfartige Kopfbedeckung und Handschuhe, jeweils aus weißer Seide. Hierdurch werden die Gesichtszüge unerkennbar, zugleich signalisiert die weiße Farbe Unschuld. Das Seidenmaterial ist in allen Richtungen undurchsichtig und wird die Anzugträger daher mitleiderregend hilflos umherirren lassen – ein Zustand, der Finanzmanagern und Politikern kaum Anpassungsprozesse abverlangt. Die vertikal knapp geschnittene Jacke verdeckt das darunter liegende, kurz gewordene Hemd und dient so als Symbol für die neue, wenn auch nur übergangsweise Genügsamkeit. Vorn in die Hose ist ein hieb-, schlag- und trittfestes Suspensorium aus Hartplastik eingenäht, das einen wichtigen Beitrag zur weiteren Fortpflanzung der zoologisch wertvollen Gattungen Banker und Politiker liefert. An dieser muss schließlich allen Deutschen gelegen sein, nachdem eine Alternative zum wirtschaftlichen und politischen status quo nirgendwo mehr erkennbar, geschweige denn diskutiert wird.
Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen verlautet denn auch, dass leitende Vertreter des bundesdeutschen Innenministeriums und der Kreditwirtschaft „Suitwall“ als weiteren Garanten der unverzichtbaren Kontinuität des Seins feiern. Ziel auch dieser Operation müsse es sein, auf Kosten des Steuerzahlers den Zustand vor der Finanzkrise wieder herzustellen….
Offenbar ist geplant, CHEF ausgiebig aus den deutschen Konjunkturpaketen zu bedienen. Zum Ausgleich soll der CHEF-Vorstandsvorsitzende Frau Merkel versichert haben, der „Suitwall“ werde zwecks Erhaltung deutscher Arbeitsplätze ausschließlich in staatlich überwachten, indischen Kinderplantagen gefertigt. Da wird uns um Deutschland endgültig nicht bang.