In ihrer Jahresendausgabe 2021 berichtete die Süddeutsche Zeitung unter „Leute des Tages“ über eine Münchner Bestatterin, deren Särge und Urnen vorab als Schränke und Vasen genutzt werden können. Die Idee ist indes bereits langbärtig (siehe etwa die taz vom 25. Juni 2011), hat sich nur nie wirklich durchgesetzt. Auf den Einkaufslisten der Verbraucher stehen Artikel, die das eigene Ableben betreffen, nach wie vor wenn überhaupt regelmäßig weit unten.
Alfons B. aus O. geriet denn auch in gewisse Turbulenzen, als er Freunden, die er zum Abendessen in seine vier Wände gebeten hatte, dortselbst mit einigem Stolz seine Urnenvase (Abbildung) und einen mit Kränzen und Blumengebinden dekorierten Grabstein präsentierte, auf dem nur noch sein Todestag fehlte. Überlieferte Kommentare der Geladenen schwanken zwischen „gruselig“ und „geschmacklos“. Die Stimmung verbesserte sich auch nicht, als der Gastgeber ihnen fürsorglich seine Lieferanten, insbesondere einen Steinmetz untadeligen Rufs, ans Herz legte.
Alfons führt diese Reaktionen auf die Unvollständigkeit der Darbietung zurück. Er beabsichtigt, sie um einen attraktiven, alternativ zur Urne einzusetzenden Sargschrank zu ergänzen und sodann den ihm verbliebenen Freunden vorzuführen. Die Folgen sind trotz der unbestreitbaren Vorzüge des Möbels in Sachen Nachhaltigkeit vorhersehbar. Einsam wird Alfons jedoch nicht werden. Der Sensenmann senst, wen er kann und ist bekanntlich zu jeder Zeit unser treuer, aufmerksamer Begleiter. Das Problem ist eher, wie man einstweilen die Blumen und Kränze frisch hält.