Der Mensch ist eine wunderliche, vermutlich nur durch einen dummen Zufall entstandene Erscheinung. Sie besteht aus einem rohr- oder tonnenförmigen Mittelstück (Torso) mit einem großen, löcherigen Auswuchs an der Oberseite, in dem sich die Schaltzentrale befindet, außerdem aus vier ehemaligen Flossen, je zwei oben und unten, mit denen sie dank der Evolution allerlei festhalten oder loslassen und sich auch auf dem Land fortbewegen kann, wenn sie das denn will.
Tagsüber und gelegentlich nachts gibt dieses Wesen oben, aber auch unterhalb einer bestimmten, Gürtellinie genannten Grenze, immer wieder Geräusche von sich. Dabei kann es sich oben um wundervolle Arien von Mozart ebenso wie um schnöde Gemeinheiten handeln. Unten ertönen nur Laute, die der Sprache entbehren, aber andere zum Sprechen bewegen können. So meint die Komikerin Carolin Kebekus, die laut DPA tendenziell alle Witze unter der Gürtellinie lustig findet: „Auch alles, was mit Furzen zu tun hat – wahnsinnig lustig.“
Nun befindet sich besagte Linie fraglos über dem nicht selten komischen Bereich des menschlichen Torsos. Zwar sind die Schimäre „Reizdarm“ und das Versprechen der Einhegung desselben durch eine beständig zunehmende Anzahl von Präparaten wenig ulkig. Unter der Linie existiert aber bekanntlich noch Weiteres, bei dem ein „wie weg!“, das in Sachen Reizdarm Heilung signalisieren soll, nicht unbedingt Erfolg markiert und zumindest schwarzen Humor sogar des/der Betroffenen evozieren kann.
Zweifellos verschafft auch der Furz als fundamentale menschliche Hervorbringung dem Komponisten und Aufführenden eine gewisse Befriedigung. Ob und inwieweit ein solches Oeuvre allgemein oder auch nur im Einzelfall Anerkennung als witzig oder lustig verdient, war in der westlichen Welt (anders in China, aber das ist eine andere Geschichte) lange Geschmackssache. Es ging ihm wie dem Nasebohren: Jeder tat es, aber man sprach nicht darüber. Der Kalauer „Diesen und die nächsten 30 übernimmt die deutsche Reichsregierung“ bestätigte nur die Regel. In unserer Zeit vollständiger Entblößung und Durchleuchtung ist jedoch derlei Zurückhaltung generell nicht mehr en vogue. Also: Witz ahoi!
Nachtrag: Dem Dichter Ole Petersen aus Kleinmeinsdorf in Ostholstein verdanken wir das folgende, nach der Lektüre des Obigen verfasste Gedicht zum Thema, das wir hier (einschließlich Anweisungen an den Vortragenden) urveröffentlichen dürfen:
Ein Grummeln erst, dann – wie es knallt! – befreiend Blähung, Urgewalt! Der Torso wankt, die Glieder zittern!! (Kleine Pause, nachdenklich, andante con espressione:) Dumm wäre es, nun gleich zu wittern, denn wer von Gasen noch umgeben, gibt dabei allzu schnell sein Leben. (Große Pause, nun triumphierend, molto vivace) Ein guter Furz, ein dröhnend Stück, ist unumschränktes, großes Glück! (Das Folgende adagio e cantabile) Nur jemand, der besonders weise, mag ihn genauso eher leise… (Verbeugung, Abgang)
Petersen teilte auf Anfrage mit, ihm scheine eine Vertonung seines Werks im Stil Bach´scher Kantaten mit Original-Fürzen im Hintergrund wahnsinnig lustig sein zu können, beispielsweise unter dem Titel „Die Schöpfung“. Eine solche Produktion vermitteln wir gern. Interessenten werden gebeten, sich unter Vorlage geeigneter Zeugnisse und Referenzen bei der Redaktion zu melden.