Es gehört zu den Merkmalen unserer Zeit, dass eine Sau jeweils nur so lange durchs Dorf bzw. über die Bühne getrieben wird, bis die Öffentlichkeit ein neues Schwein ins Auge fasst. Wenn – hier einmal gendernd! – die Vierbeinerin vollständig beschrieben ist und niemand sie mehr geräuschvoll reitet, gerät sie schnell in Vergessenheit. Wer spricht oder schreibt China betreffend heute noch über die Unterdrückung der Tibeter, seitdem es um den Dalai Lama still geworden ist? Lieber befassen sich die Gazetten mit Seichtem, beispielsweise damit, wie es um gewisse Ehen in Hollywood steht, das Publikum verlangt ja angeblich nach Ablenkung, und die Zeitung muss schließlich täglich irgendwie voll werden.
Seit mehr als einem Jahr beschäftigt sich die „vierte Gewalt“ intensiv mit der Pandemie und dem Klima. Beide Schweine werden vermutlich noch lange im Rampenlicht herumtraben, weil das Virus bei weitem nicht überwunden ist, neue Bedrohungen durch Mutationen und andere Viren einschließlich verwirrter Querdenker drohen, und weil der Klimawandel, gegen den der Mensch auch weiterhin viel zu wenig unternehmen wird, immer bösere Folgen haben wird.
Die kapitalistische Mär, der homo sapiens schlage sich seiner Natur nach zu jeder Zeit um knappe Güter, wozu ständiges Wirtschaftswachstum gehöre, ist seit langem widerlegt; diese Haltung ist nicht mehr als eine Erscheinung der letzten 12.000 Jahre. Der homo sapiens kam vor der Sesshaftigkeit, also der ortsfesten landwirtschaftlichen Produktion einschließlich Tierzüchtung und der damit verbundenen Bevölkerungsmehrung, vermittels des vom Anthropologen Nicolas Peterson „Bedarfsteilung“ genannten Verteilungssystems bestens ohne sie aus. Solange Wachstum, Gier und unsinnige Ungleichheit aber das Geschehen auf Mutter Erde bestimmen, die unter anderem der These des Adam Smith von der „unsichtbaren Hand“ Hohn sprechen, ist die Entstehung neuer Viren ebenso gesichert wie die Abwendung der Klimakatastrophe, auch durch technische Lösungen, schieres Wunschdenken bleibt.