Reichtum bietet nicht nur finanzielle Sicherheit und Luxus, sondern auch Macht. Fast alles ist käuflich, auch der Mensch. Zu Vieles auf Erden wird von einer überschaubaren Zahl von Multi-Milliardären bestimmt, die bevorzugt im Hintergrund wirken – entgegen dem amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Scott Galloway nicht als „Vettern“, sondern in bewährter kapitalistischer Manier jeder für sich. Nur selten erfährt die Öffentlichkeit von ihnen und ihren Aktivitäten.
Eine politische Karriere in Deutschland dient vielfach nicht nur der legitimen Eroberung der großzügigen Apanagen einschließlich Altersversorgung etwa für Abgeordnete, Minister und Staatssekretäre, sondern auch dem Zugang zu einer darüber hinausgehenden Bereicherung während und nach der politischen Tätigkeit. Es liegt auf der Hand, dass hier ein Einfallstor für korruptive Einflussnahmen auf politische Entscheidungen insbesondere seitens großer Unternehmen und einzelner Superreicher liegt, die auf Sicherung und Vermehrung ihrer Pfründe und Macht abzielen.
Da die entsprechenden Bemühungen nicht selten erfolgreich sind, bleiben sie wegen der Abhängigkeit der Parteien von Wahlergebnissen (dem einzigen Element einer Volksherrschaft in der repräsentativen Demokratie) zumeist im Dunklen. Das allerdings gelingt nicht immer, wie die Skandale über die Vergütungen einiger Abgeordneter im Zusammenhang mit der Förderung der Interessen Aserbeidschans und der Beschaffung von Covid-Schutzmasken beispielhaft gezeigt haben.
Und nun die nächste Entdeckung: Peter Gauweiler, der edle Verfechter des EU-Skeptizismus im Bundestag und vor dem Bundesverfassungsgericht, hat während seiner Jahre als Abgeordneter und als stellvertretender CSU-Vize sage und schreibe rund 11 (in Worten: elf) Millionen Euro von dem erzkonservativen EU-Kritiker August von Finck erhalten, der sich selbstredend im Steuersparland Schweiz niedergelassen hat.
George Bernard Shaw hat einmal gesagt, das Ungute an den Gesetzen liege darin, dass sie stets von den Reichen gemacht werden. Inzwischen sind die Urheber der Gesetze nicht zuletzt die noch viel Reicheren hinter den Reichen. So lächerlich unreif das Streben nach riesenhaften Vermögen angesichts der beschränkten Bedürfnisse des Menschen (siehe „Wie Viel Ist Genug ?“ von Robert und Edward Skidelsky) und seines endlichen Lebens auch ist: Offenbar gehört es zu den unveränderlichen Zielen der evolutionären Fehlentwicklung „homo sapiens“, dem der Mammon heilig ist – und dies bereits lange vor Ludwig XIV, der seinen adeligen Kollegen empfahl: „Enrichissez vous!“. Dabei bleibt typischerweise Wesentliches ungetan (siehe Hugo v. Hofmannsthal: „Der Tor und der Tod“).