In den Bundestagswahlen 1972, nach dem gescheiterten Misstrauensvotum gegen Willy Brandt, und 1998 mit dem Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder, erzielte die SPD jeweils mehr als 40 % der abgegebenen Stimmen. Seit dem Jahr 2005 reichte es nur für Große Koalitionen mit der CDU/CSU, unterbrochen 2009 bis 2013 durch eine schwarz-gelbe Regierung. Im Jahr 2017 erreichte die SPD gerade noch 20,5 %. Seiter ist sie laut Umfragen auf rund 15 % abgerutscht.
Dem anhaltenden Misserfolg bei den Wählern entspricht der Zustand der „Alten Tante“ SPD. Der Todsünde Agenda 2010 unter Schröder folgten allzu viele Jahre, in denen die Führung der SPD Angela Merkels gelinde gesagt wirtschaftsfreundliche Politik absegnete, unter anderem eine Novellierung des Schenkungs- und Erbschaftssteuerrechts, die Unternehmenserben skandalös begünstigte. Auch dem Entstehen eines millionenfachen Prekariats schaute sie tatenlos zu. Inzwischen treiben soziale Vorhaben de facto nur noch Arbeitsminister Hubertus Heil um, der anders als der Hamburger Großbürgersohn Olaf Scholz in so genannten „kleinen Verhältnissen“ aufwuchs. Die Ergebnisse sind bescheiden.
Auch die Jusos, die ihre Mutterpartei in früheren Zeiten mit linken Forderungen vor sich hertrieben, sind längst zahnlos; der Vorsitz in dieser Jugendorganisation dient mittlerweile vor allem als Sprungbrett in den Parteivorstand. Kevin Kühnert, der den neoliberalen Mainstream noch vor wenigen Jahren mit der Forderung nach Vergesellschaftung von Unternehmen wie BMW schreckte (oder, da er damit zuhause und auf weiter Flur allein war, erheiterte), ist als Vorstandsmitglied still geworden und unterstützt brav Scholz, der ohne erkennbaren Widerstand der ohnehin machtlosen Parteiführung zum Kanzlerkandidaten ausgerufen ist.
Damit steht praktisch ein Mann an der Spitze der SPD, der es geschehen ließ, dass das Hamburger Bankhaus Warburg mit Gewinnen von vielen Millionen Euros aus betrügerischen Cum/Ex- Manipulationen davon kam. Der als Bundesfinanzminister buchstäblich nichts dafür getan hat, dass die steuerliche Bevorzugung von Dividendeneinkünften endlich entfällt, hohe Einkommen wieder höher besteuert werden und kräftige Transaktionssteuern auf spekulative Finanzgeschäfte erhoben werden, die buchstäblich nichts zum Gemeinwohl beitragen, ganz zu schweigen von der Unterlassung, die sonstige Steuerhinterziehung und die Geldwäsche konsequent zu verfolgen und gegen die Steuergefälle innerhalb der EU vorzugehen.
Wen will diese SPD dazu motivieren, sie bei der Bundestagswahl in diesem Jahr zu wählen? Die Förderung der reichen, aber sozial schwachen „Eliten“ gelingt der CDU/CSU noch allemal besser, und die Millionen von Benachteiligten wählen lieber andere Parteien, die AfD oder, bei etwas mehr Weitsicht, die Linke, eher noch als die SPD sogar die Grünen. Die albernen Attacken gegen Jens Spahn und die Verlautbarungen des Olaf Scholz, er setze auf Sieg und wolle also Bundeskanzler werden, sind demgegenüber bestenfalls von unfreiwilliger Komik. Der Untergang der Volkspartei SPD ist nahe.
Merke: Als autosuggestiv bezeichnet man nicht etwa jemanden, der einem ein Fahrzeug nahelegt, sondern einen Kandidaten, der abseits der Realität meint, Kanzler werden zu können. Auch autistisch wäre zutreffend.