Kennzeichen der Corona-Krise war lange eine unzureichende Aufklärung auch seitens der beteiligten Wissenschaftler darüber, inwieweit die Gefährlichkeit des Erregers die derjenigen übersteigt, die gewohnte Krankheiten wie die Virusgrippe auslösen. Auch die letzteren führen bekanntlich in jedem Jahr zu zahlreichen Todesfällen insbesondere bei Älteren, die ohnehin nicht gesund sind. Entsprechende Vergleichszahlen wurden kaum veröffentlicht. Es war auch deshalb für den Laien nicht eben leicht, die Lage einzuordnen, zumal auch einzelne Fachleute die Gefahren relativierten.
Daher erschienen allerlei Reaktionen auf das Virus manchen – auch uns, siehe die bisherigen Beiträge zum Problem – anfangs ebenso hysterisch wie die übertriebene Furcht vor Schneefällen in früheren Jahren und unlängst noch vor angekündigten Stürmen, die sich dann nur als heftige Winde entpuppten. Inzwischen aber ist hinreichend bekannt, dass wir es beim Corona-Virus tatsächlich mit einer bösen Pandemie zu tun haben, die sich exponentiell verbreitet und das Leben vieler Älterer bedroht. Allein die zahlreichen Toten im Norden Italiens zeigen dies zur Genüge.
Umso unverständlicher war es, dass eine Vielzahl substantiell nur geringfügig Bedrohter, insbesondere Jugendlicher, sich noch in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit, in München zum Beispiel im Englischen Garten, an der Gerner Brücke und an der Isar, ohne Einhaltung irgendwelcher Abstände voneinander tummelten oder „Corona-Parties“ feierten und in Einzelfällen sogar Alte mit dem Ruf „Corona!“ anhusteten. Es fragt sich, wer sie erzogen hat. Man sollte die Erzieher und ihre Sprösslinge mit Grundlagen der Ethik – und ergänzend der Erzählung „Die Maske des Roten Todes“ von Edgar Allan Poe – vertraut machen.
Der eindringliche Appell der Angela Merkel vor einigen Tagen, Vernunft walten zu lassen, war also nicht überall erfolgreich. Markus Söder, der generell zunehmend an Statur gewinnt, ist dafür zu danken, dass er mit seinen heute verkündeten Ausgangsbeschränkungen energisch versucht, diesem Treiben immerhin in Bayern ein Ende zu setzten, zumal er dabei durchaus Augenmaß bewiesen hat. So bleiben sportliche Aktivitäten an der freien Luft, etwa Wanderungen, auch mit Familienmitgliedern, die zum eigenen Haushalt gehören, sinnvollerweise weiter gestattet.
Zu wünschen wäre, dass die Bevölkerung dieses Bemühen, die derzeitige ungezügelte Vermehrung der Infektionen und Todesfälle in Deutschland zumindest einzudämmen, nunmehr allgemein honoriert und, nebenbei, auch auf die unsinnigen Hamsterkäufe verzichtet. Wer heute turnusmäßig seinen normalen Bedarf an Toilettenpapier decken will, steht noch immer regelmäßig vor leeren Regalen.
(Die Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus dem Blatt „Carnevale Veneziano“ von Paul Flora)