Vier deutsche, staatlich subventionierte Großkonzerne mögen 90 % der deutschen Schweinemast beherrschen, den armen, mit Antibiotika vollgestopften Kreaturen während ihres kurzen Lebens nicht ein einziges Mal Tageslicht gönnen, im Wege kostensenkender Ausbeutung osteuropäischer Sklaven die große Mehrheit der deutschen Landwirte von der Schweinemast ausschließen und zugleich die Mäster in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und in Afrika ruinieren, und sie mögen mit lebensgefährlichen, multiresistenten Keimen verseuchtes Schweinefleisch erzeugen, das in deutschen Supermärkten verkauft wird, was kümmert all das noch die Grünen? Nicht mehr als Angela Merkel, also gar nicht. Was kümmert es die Grünen, dass die Bevölkerung vieler deutscher Großstädte weiterhin von Dieselfahrzeugen vergiftet wird, weil Angela Merkel auch der deutschen Autoindustrie sklavisch ergeben bleibt? Die – zudem viel zu wenig differenzierende – grüne Forderung, ab 2030 nur noch Elektrofahrzeuge neu zuzulassen, ist kein Ersatz für sofortiges Handeln, das von den Grünen zu früheren Zeiten wesentlich geräuschvoller und glaubwürdiger als heute gefordert wurde. Wird eine Katrin Göring-Eckardt in diesen Tagen von Journalisten befragt, äußert sie zwar allerlei Vernünftiges, aber das tun Angela Merkel und Martin Schulz fast wortgleich auch, und kaum etwas davon wird in den nächsten Jahren realisiert werden. Dieser „Wahlkampf“ von CDU/CSU, SPD und Grünen liefert nicht mehr als Beruhigungspillen, die auch nur einigermaßen wache Wähler längst nicht mehr zu schlucken bereit sind.
Die Grünen sind mehrheitlich sichtlich wild entschlossen, ihr früheres, eigenständiges Profil zugunsten der „Mitte“ aufzugeben, und ihren wahrhaft grünen Flügel, der einst ihren Erfolg generierte, vollends bedeutungslos werden zu lassen; für einen Jürgen Trittin gibt es da trotz seiner beachtlichen Fähigkeiten keine nennenswerte Aufgabe mehr. Die sinnfreie Beliebigkeit des obigen Wahlplakats passt dazu nahtlos. Zukunft kann man wollen? Wem fällt derlei Quark ein, wer genehmigt ihn?
Die Grünen brauchen eine Rückbesinnung auf die von ihnen in früheren Jahren vertretenen Werte und deren offensive Verteidigung gegen die „Märkte“, und sie brauchen – wie alle deutschen Parteien – eine generelle Strategie zur Eindämmung des Neoliberalismus, der die nationalen Politiker längst zum erpressbaren, weisungsgebundenen Personal der globalen Wirtschaft und damit einiger weniger, zutiefst unsozialer Finanzoligarchen degradiert hat. Aber statt wie früher derart zentrale Probleme öffentlich zu thematisieren und für die Anliegen der Bevölkerung auf die Barrikaden zu gehen, zielt auch das grüne Führungspersonal inzwischen behäbig vor allem auf die Beteiligung an den Fleischtöpfen von Koalitionen ab, in denen die Grünen als inzwischen kleine Minderheit regelmäßig so gut wie keine Gestaltungsmöglichkeiten haben. Zu diesem Zweck scheint ihnen inzwischen buchstäblich jede Koalition recht zu sein, sogar – wie in Schleswig-Holstein – mit dem Erzfeind FDP, den sie ja auch im derzeitigen Bundestagswahlkampf nur noch auf eine Weise attackieren, die eine gemeinsame Reise nach Jamaika auch im Bund nicht ausschließt.
All das erinnert fatal an die Entwicklung der SPD. Diese wird für ihre Selbst- und Pflichtvergessenheit von den Wählern seit Jahrzehnten zunehmend abgestraft. Den Grünen wird es kaum anders gehen.